Die Verteilung der Fachhochschule auf verschiedene Standorte führte immer wieder zu Problemen, sodass ein Erweiterungsbau geplant und durchgeführt wurde (1984-1986). 1986 hatte die EFH 1250 Studierende, zehn Jahre später waren es 1800 (zum Vergleich: 2019 waren es 2436). 1982 war die heilpädagogische Ausbildung nach Bochum gezogen, und in Kaiserswerth war der Mietvertrag gekündigt worden. Die Kaiserswerther zogen 1986 nach Bochum – allerdings nur widerwillig.
Vor 1984
An- und Aufbau
Beim Abschiedsfest aus Kaiserswerth wurde symbolisch der „Geist von Kaiserswerth“ zu Grabe getragen: „eine Riesenpuppe, wie so ein Gespenst aus vielen Tüchern und Pappmaché gebastelt“, die dann in Bochum ins Treppenhaus gehängt wurde, wo sie jahrelang blieb. Ein Bochumer Student erinnerte sich: „Diese Menschen, die dann nach Bochum kamen, waren eine sehr homogene, in sich abgeschlossene Gruppe … mit diesem Wir-Gefühl, die kamen nicht nur aus einer anderen Stadt, sondern die kamen auch aus einer ganz anderen …Atmosphäre.“ Student der Sozialpädagogik und Diakonie 1984-1989
Auch die Lehrenden aus Kaiserswerth brachten ihre Trauer (und ihr Unverständnis) über den Umzug in einem Sammelband zum Ausdruck. Darin schrieb der ehemalige Rektor Wilhelm Overdick: “Daß die Rheinländer fähig sein würden, eines Tages die Abteilung Sozialpädagogik abzugeben und auf einen Standort auf eigenem Boden zu verzichten, war vielen unbegreifl ich. Das Gefühl, ein ‚ungeliebtes Kind‘ zu sein, deprimierte.“
In der Bibliothek gab es damals noch keine Recherche über das Internet. Eine Studentin erinnert sich:
„Es hat mir Spaß gemacht …, in den Zettelkästen in der Bibliothek zu stöbern. Da gab es ja noch keine Datenbanken, sondern man musste in Zettelkästen dann wirklich die Literatur suchen und musste mit Mikrofiche-Geräten irgendwelche alten Sachen suchen und diverse Bibliotheken aufsuchen, um an die Sachen dran zu kommen.“
Studentin der Sozialarbeit 1987-1991
In der Cafeteria wurde noch bis in die 1990er Jahre auch Bier verkauft (so erinnerten sich Ehemalige). Und geraucht wurde überall, selbst (nach Abstimmung) in Seminaren. Gestrickt wurde dort auch viel, sogar Männer taten das vereinzelt.
Bibliothek
Cafeteria
„Jugendarbeitslosigkeit und Jugendberufshilfe“
Sozialarbeit 1986
„Leben der Menschen im Altenheim“
Sozialpädagogik 1987
„Kindesmisshandlung“
Sozialarbeit 1988
„Systemische Arbeit mit Stieffamilien“
Sozialarbeit 1988
„Umgang und soziale Hilfen“ (im Bereich der AIDS-Hilfen)
Sozialarbeit 1989
„Nachzug ausländischer Familienangehöriger aus Nicht-EU-Staaten“
Sozialarbeit 1989
„Relevanz heilpädagogischer Theorienbildung“
Heilpädagogik 1989
„Alte Menschen als soziales Problem – Wahrnehmungen und Problemlösungsvorschläge unter besonderer Berücksichtigung der Altenhilfe“
Sozialpädagogik 1990
„Soziotherapie als Handlungskonzept der Sozialarbeit in der Psychiatrie“
Sozialarbeit 1991
„Lebenslagen und Lebenswelten von Frauen in psychosozialen Berufen. Professionstheoretische Überlegungen und Herausforderungen“
Sozialpädagogik 1991
„Basale Förderungsmethoden für Schwerbehinderungen“
Heilpädagogik 1991
1984
1984
1984
1984
Regina Schnieders, Studentin der Sozialpädagogik, Abt. Bochum 1980-1985 „Ich habe am Anfang auch gedacht, ich könnte die ganze Welt retten, … Man hat schon einige Enttäuschungen hinnehmen müssen …. Aber der Anspruch war immer da … und ich glaube, das ist aus diesem Studium tatsächlich auch so herausgewachsen. Eine unglaubliche Toleranz Menschen gegenüber zu entwickeln.“
Frau Schnieders arbeitete nach dem Studium lange Jahre als Sozialpädagogin im Bereich
Fortbildung, Umschulung und Berufsvorbereitung von Erwachsenen und Jugendlichen. Eine
Arbeitsplatzbeschreibung habe es nicht gegeben, und sie musste den Kolleg_innen im Berufsfortbildungswerk
auch erst erklären, was sie als Sozialpädagogin kann. Die hätten sich darunter
eine Frau „mit Jesuslatschen und Indianerkleid“ vorgestellt. Aber dann hätten sie doch gemerkt:
„Ach, das kann auch was nützen. Also, dass da eine Sozialpädagogin ist, die sich dann der
privaten Probleme der Leute auch annimmt.“
Unterrichtseinheiten entwickelte sie zu verschiedenen sozialen Themen, z.B. Drogen, eigene
Wohnung, Geld und so weiter. In ihren letzten Berufsjahren habe sich dann die Arbeit immer
mehr in Richtung Dokumentation verschoben: „Praktisch immer nur die Leute verwalten, die
man kaum gesehen hatte“.
Frau Schnieders erinnert sich an die familiäre Atmosphäre der Hochschule, an „mütterliche
Dozenten“ und, dass sie auch nett aufgenommen wurde durch die Verwaltung.
Volker Schöler, Student der Sozialarbeit 1985-1989 „Ich lege besonderen Wert auf die Lerngruppen... Lernen ist wichtig, aber das, was wir an Gesprächen geführt haben …! Von den Lerngruppen habe ich ganz, ganz viel gelernt, und das hat wirklich das Studium ausgemacht.“
Auszug aus der studentischen Interview-Zusammenfassung: „Volker Schöler ist seit 2012 Leiter im Geschäftsbereich und Prokurist für zwei Sozialgewerkschaften eines Diakoniewerkes (…) Nach der Diplomarbeit hat er ein Anerkennungsjahr bei der Bewährungshilfe in Essen gemacht. Danach hat er sechs Jahre in einem Wohnheim mit Menschen mit psychischen Erkrankungen gearbeitet (…). Später hat er einen Job in einer Pflegeeinrichtung angenommen (… und) eine Anstellung als Leiter einer Wohneinrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung gefunden. (…). Das Telefongespräch mit Herrn Schöler war sehr aufschlussreich. Seine Tipps für heutige Studierende (Lerngruppen, freiwilliges Anerkennungsjahr) sind wichtige Punkte für unser Leben nach dem Studium …“
Fotogalerie
Sie sehen Fotos von Frau Schnieders aus dem Projekt: Selbstgebastelte Schiffe auf dem nahegelegnen Parkteich schwimmen lassen. Aus dem Fotoalbum von Herrn Schöler sind Fotos aus einem Seminar bei Prof. Dr. Crefeld zu sehen.
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