DAS VIERTE JAHRZEHNT

2001-2010

 
 

Das vierte Jahrzehnt der EFH war geprägt durch bedeutende Veränderung des Studiums und der Organisationsstrukturen: Zuerst wurden 2003 die Studiengänge Sozialarbeit und Sozialpädagogik zum neuen Diplomstudiengang „Soziale Arbeit“. Die zwei Fachbereiche Sozialarbeit und Sozialpädagogik wurden zeitgleich zusammengelegt – eine Zusammenlegung, die von Sigrid Willemsen bereits 1971 vorgeschlagen worden war. Auch die Fachbereiche Pflege und Heilpädagogik vereinigten sich.
2003 erhielt die EFH auch erstmals den Namenszusatz „University of Applied Sciences“. Ebenfalls im Jahr 2003 beendete Prof. Dr. Ulrich Huster seine achtjährige Zeit als Rektor, Prof. Dr. Jürgen Marenbach folgte ihm im Amt bis 2007. Von da an war Prof. Dr. Gerhard Schäfer 10 Jahre lang Rektor.


Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master

Die zweite, noch wichtigere Veränderung für alle Studiengänge betraf 2006-2008 die sog. „Bologna-Reform“. Diplomstudiengänge wurden in Bachelor- und Masterstudiengänge umgewandelt. Studiengänge mussten nun nicht mehr im Ministerium genehmigt, sondern durch privatwirtschaftliche Agenturen akkreditiert werden. Hierzu mussten Studienprofile und Modulhandbücher eingereicht werden.
Fünf Bachelor-Studiengänge wurden akkreditiert: “Soziale Arbeit”, “Heilpädagogik”, “Pflege”, “Gemeindepädagogik und Diakonie” und, neu hinzukam: “Elementarpädagogik”. Da es zuvor keine Masterstudiengänge gab, setzte ein Diskussionsprozess über mögliche Schwerpunktsetzungen in diesen neuen Studiengängen ein. Im Ergebnis entstanden die Masterstudiengänge „Management in sozialwirtschaftlichen und diakonischen Organisationen“ und „Soziale Inklusion: Gesundheit und Bildung“, die ebenfalls akkreditiert wurden. Aus dem „Fächerstudium“ wurde ein „Modulstudium“. Zuvor hatten die Studierenden hintereinander, aber frei nach Wahl, alle in der Studienordnung genannten Fächer mit einer Prüfung abgeschlossen. Das Studium hatte acht Semester umfasst, danach kam noch ein Anerkennungsjahr. Mit der Einführung des Bachelor-/Mastersystems wurden einige dieser Fächer zu Modulen zusammengefasst, andere änderten ihren Fokus auf eine Methode oder ein Handlungsfeld. Die Zahl der Prüfungen verdoppelte sich – obwohl das Studium nun zwei Semester gekürzt wurde und das Anerkennungsjahr wegfiel.
Aus einem relativ freien Studium - wie es die früheren Studierenden erinnern – wurde nun ein zeitlich enger getaktetes Studium mit mehr Prüfungsdruck. Mehrere Interviewpartner_innen aus dem Befragungsprojekt kritisierten den Wegfall des Anerkennungsjahres, fast alle verbanden damit wichtige berufliche Erfahrungen, auch – oder gerade - wenn sie nicht in dem Praxisfeld blieben:
„Das Anerkennungsjahr war mir sehr wichtig, weil ich gelernt habe, aus dem Studium heraus langsam Verantwortung zu übernehmen. … verwaltungsmäßig zu denken und zu handeln auf der einen Seite, aber auch mit einer Vielzahl von Klientelgruppen zu tun zu haben.“ Student der Sozialarbeit 1985-1989


Heilpädagogische Ambulanz und Institut für Forschung und Transfer

Die Heilpädagogische Ambulanz (HPA)  wurde 1989 von Frau Prof. Dr. Marianne Hellmann gegründet und 2009 von Prof. Dr. Christina Reichenbach und Dipl.- Heilpäd. Marie-Luise Hünerbein weiter ausgebaut. Die HPA bietet Beratungs- und Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten oder mit Entwicklungsbeeinträchtigungen im sozial-emotionalen Bereich in Zusammenarbeit mit Studierenden des Studiengangs Heilpädagogik und Inklusive Pädagogik an. Im Zentrum der Arbeit steht die Verbindung von Theorie und Praxis.

Das Institut für Forschung und Transfer begann ebenfalls 2009 seine Arbeit, um Lehrende bei der Beantragung und Durchführung von Drittmittelprojekten zu unterstützen.


Weiterer Ausbau der EDV

„Da gab es einen ganz kleinen Computerraum oder zwei kleine Computerräume. Von Zuhause aus hat man sich noch mit dem Modem eingewählt … „ Studentin der Heilpädagogik 2001-2005

„Damals… gab es einen Raum mit 11-Zoll-Monitoren, Apple-Rechner, ein Netzwerk, das bestand nur aus zwei Telefonkabeln. Und der allgemeine Tenor bei den Lehrenden 1997 war: ‚Wir lehren hier Soziale Arbeit und da brauchen wir keine Computer.‘ Aber die EFH hatte schon einen Internetanschluss über das deutsche Forschungsnetzwerk. (…) Bis 2002/2003 hatten wir dann schon tausend Studierende, die die Rechner benutzt haben. (…) Dann habe ich die erste Homepage gemacht für die EFH, die hat sich dann immer vergrößert. Und dann das Moodle-System, das heute noch existiert.“ Andreas Beckmann, Mitarbeiter seit 1997

 

Fotogalerie

Computerräume damals und heute / Die Homepage im Wandel der Zeit

 

Und wieder Streiks 2002 und 2008 gegen Studiengebühren

„Woran ich mich auch noch sehr gut erinnere, ist der Streik gegen die Studiengebühren, den wir geführt haben. Das war 2002. Der erste große Streik.1 (…) Damals hat die Landesregierung die Studiengebühren einführen wollen, und hat sie dann auch irgendwann. Und dagegen sind in allen möglichen Unis die Studenten in den Streik gegangen.“ Studentin der Heilpädagogik 2001-2005
Konnten die Studiengebühren zunächst noch abgewehrt werden, wurden sie im Sommersemester 2008 gegen den erneuten lautstarken Protest der Studierenden eingeführt: 300 Euro pro Semester (an anderen Hochschulen 500 Euro). Finanziert wurden damit Qualitätsverbesserungen in der Lehre: Exkursionen, Tutorien, Beratungsangebote. Bis 2011 blieben die Studiengebühren bestehen. Die neu gewählte rot-grüne Landesregierung übernahm die Ausgaben für die Qualitätsverbesserungen der Lehre.


Krinitzky

Anfang der 2000er entstand in der EFH das Café Krinitzky, ein Treffpunkt von Studierenden für Studierende. Zwei Ehemalige erzählten uns, wie das Café einen Namen bekam: „Wir haben die Semesterferien dafür genutzt, diesen Raum umzugestalten und, da haben wir so ´ne Theke da reingebaut, (…) Und dann sind wir immer ins Bauhaus gefahren und haben uns da Sachen zuschneiden lassen, und der Typ, der uns die Sachen zugeschnitten hat, das war so ein total schräger Vogel und, der hieß mit Nachnamen ‚Krinitzky‘.“ Studentin der Sozialpädagogik 2000-2004

Placeholder image

 

Die andere Studentin erinnerte noch, dass sich Herr Krinitzky „immer um ein paar Millimeter verrechnet oder falsch geschnitten hat“. Auch das sei ein Grund für die Namensgebung gewesen. Studentin der Heilpädagogik 2001-2005


Portrait 00er Jahre

Nicole Bruns studierte 2004-2008 Soziale Arbeit „Jetzt hier irgendwie mein Leben lang singen und klatschen durch die Jahresuhr ist nichts für mich.“

Aus dem Bericht von Hannah Schulte-Mattler, Studentin der Sozialen Arbeit, 4. Semester „Frau B. hat vor ihrem Studium den Erzieherberuf gelernt. Jedoch war ihr schon am Ende der Ausbildung klar, dass sie nicht in diesem Beruf arbeiten möchte. Um mehr Möglichkeiten zu haben, hat sie sich entschieden, Soziale Arbeit zu studieren …Der gute Ruf der Evangelischen Hochschule war einer der Gründe, warum sie sich für genau diese Fachhochschule entschieden hat. Das Studium erinnert sie als interessante Zeit … und es überraschte sie, wie viel Neues sie eigentlich noch lernen kann. Sie erzählte von netten Leuten, die sie an der EvH kennengelernt hat, der Offenheit unter den Kommilitoninnen und natürlich auch von den gemeinsamen Feiern …

Rechtliche Grundlagen und die Gesprächsführung sind Studieninhalte, an die sich Frau B. heute noch besonders erinnert, da diese in ihrem Berufsalltag immer wieder gebraucht werden. Ein weiterer Bereich, …ist der der psychischen Erkrankungen. Ihr beruflicher Werdegang führte sie nach dem Bachelor in Sozialer Arbeit zunächst zum Caritas-Verband. Dort arbeitete sie zwei Jahre in der beruflichen Eingliederung für Jugendliche. Danach fing sie in einer Mutter-Vater-Kind-Einrichtung an, in der sie jetzt schon zehn Jahre arbeitet. Der erste Vater bezog 2013 die Einrichtung, „und der neuste Trend ist tatsächlich, dass für ganze Familiensysteme angefragt wird“. Ihre Diplomarbeit schrieb sie über den damals ganz neuen § 8a SGB VIII, der den Schutz bei Kindeswohlgefährdung verstärkte.

 
 
 
 

Made by "Rechenzentrum der EvH RWL".